"Chorsterben" im Westerwald verhindern, KINDER- UND JUGENCHÖRE SIND GEEIGNETES GEGENMITTEL

WW. Fast alle Gesangvereine im Westerwaldkreis klagen über Nachwuchsmangel. Dies bedeutet für viele Chöre mittelfristig das Ende. Damit sterben wichtige örtliche Kulturträger, die das gesellschaftliche Leben in vielen Dörfern über Jahrzehnte geprägt haben. Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, Uli Schmidt (Oberelbert), möchte dieses langsame "Chorsterben" nicht hinnehmen. Er hat der Landesregierung und dem Kreis ein Förderkonzept für Kinder- und Jugendchöre vorgeschlagen. Von beiden Stellen kam jetzt dazu eine Stellungnahme.

Eine Hauptursache für diese bedrohliche Entwicklung ist sicher darin zu sehen, dass Kinder und Jugendliche kaum noch selbst singen und die Fähigkeit hierzu somit nicht entwickelt wird. Auch die Schulen tragen nicht mehr zur Verbesserung des Singvermögens bei, da dem Musikunterricht oft nur eine untergeordnete Bedeutung zukommt.

Vor diesem Hintergrund wird für Uli Schmidt, der als Vorsitzender der Kleinkunstbühne Mons Tabor e.v. selbst das kulturelle Angebot der Region mitprägt, die Arbeit von Kinder- und Jugendchören immer wichtiger. Überaus erfolgreiche Beispiele innerhalb des Westerwaldes in Niederelbert (Dorfspatzen) und Wallmerod (VG-Jugendchor) belegen dies. "Nach meiner Ansicht müssen mehr Gesangvereine den Schritt zur Gründung eines eigenen Nachwuchschores tun", so Schmidt. Dies würde die Sangesfreude stärken und durch mehr Nachwuchssänger/innen das Überleben vieler Chöre erleichtern.

Tatsache sei, dass Vereine aus finanziellen Gründen die Bildung eines notwendigen Kinderchores scheuten. Deshalb hatte Schmidt der Landesregierung vorgeschlagen, im Rahmen vorhandener Kultur- und Jugendfördermittel ein eigenes Zuschussprogramm "Förderung von Kinder- und Jugendchören" zu initiieren. Eine gleiche Initiative empfahl er ergänzend zur Landesebene dem Kreis.

Die Mainzer Kultur- und Jugendministerin Rose Götte dankte in einem Schreiben an Uli Schmidt für dessen wichtige Initiative. "Mir liegt sehr daran", so die Ministerin, "Kindern und Jugendlichen durch intensivere Einbindung in das kulturelle Leben neue Perspektiven für sich und ihre - und das heißt auch: unsere - Zukunft aufzuzeigen". Das Heranführen der Kinder und Jugendlichen an die Musik nannte sie eine wichtige gesellschaftspolitische Aufgabe. Rose Götte sagte zu, sich bei den kommenden Haushaltsberatungen für entsprechende Mittel einzusetzen.

Landrat Peter Paul Weinert wies darauf hin, dass auf Kreisebene eine Zuschussmöglichkeit nach den "Richtlinien für die Förderung des Musik- und Theaterwesens im Westerwaldkreis" bereits bestehe. 17 Gesangvereine hätten im Jahr 2000 eine pauschale Förderung in Höhe von je 900,- DM für ihren Nachwuchschor bekommen. Uli Schmidt wird in Kürze ein Gesprächsangebot von Kulturstaatssekretär Dr. Joachim Hofmann-Göttig annehmen. Dieser will mit dem Westerwälder über die landesweite Realisierung seiner "Chorinitiative" sprechen.