250 mal Kultur im Westerwald – Wichtiger Standortfaktor für die Wirtschaft

KULTURLANDSCHAFT WESTERWALD HAT SICH STARK GEWANDELT

 

WW. Seit fast genau 25 Jahren hat Uli Schmidt (Horbach) im unteren Westerwald die Westerwälder Kulturlandschaft mitgeprägt. Im Mai  erlebt  er ein seltenes Jubiläum: ein Konzert am 17.5. in der evangelischen Kirche in Nordhofen wird seine 250. selbst organisierte Kulturveranstaltung als ehrenamtlicher Kulturmanager. Im Rahmen der  Reihe „Musik in alten Dorfkirchen“ spielt an diesem Tag die Band „Corde Oblique“  aus Italien.

 

Angefangen hat alles mit dem „Landjugendfest“, dessen Organisation Schmidt 1984 als Vorsitzender der „Arbeitsgemeinschaft Jugend (AGJ) in der VG Montabaur“ mit Unterstützung vieler Freunde für einige Jahre übernahm. Drei Tage Kultur, Politik und Spass für junge Leute war Ziel des bunten Festivals.  Daraus entstand 1986 dann die „Arbeitsgemeinschaft Kultur (AKU) im Westerwald“ und nur zwei Jahre später entwickelte sich diese zur  heute noch bestehenden „Kleinkunstbühne Mons Tabor e.V.“

 

Zunächst folgten einige Jahre, in denen Schmidt und seine kulturbegeisterten Freunde viele Veranstaltungsformen wie „Kleinkunst auf Strassen und Plätzen“, „Kleinkunst in alten Dorfsälen“, „Kultur für Kurze“ (also für Kinder), Silvestergala und sogar eine feste Programmbühne im Haus Mons Tabor der Kreisstadt testeten. Als Gründungsvorsitzender der Kleinkunstbühne Mons Tabor hat Schmidt dann aus den gesammelten Erfahrungen in den Folgejahren  Westerwälder Kulturhighlights wie das „Festival of Folk & Fools“, die „Westerwälder Kabarettnacht“ und  für den Kultursommer Rheinland-Pfalz die Konzertreihe „Musik in alten Dorfkirchen“ entwickelt. Heute freuen sich die Kulturschaffenden der Kleinkunstbühne über fast immer ausverkaufte Hallen und Kirchen.

 

Nicht zu vergessen sind zusätzliche Aktionen wie die „Westerwälder Kulturzeit“ und ähnliche Projekte, die Schmidt im Laufe der Jahre für die heimische SPD geplant und durchgeführt hat.

 

Uli Schmidt würdigt die positive Entwicklung in der heimischen Kulturszene, die sich in den vergangenen Jahrzehnten vollzogen hat. So ist das Kulturangebot nach seiner Erkenntnis – auch durch Aktivitäten der Kommunen – wesentlich vielseitiger geworden. Der Spannungsbogen reicht von so unterschiedlichen Ansätzen wie dem bürgerlich-populären in Ransbach–Baumbach und den eher außergewöhnlichen Events in Hachenburg. Beides ist gut und sinnvoll! Besonders hervorzuheben ist jedoch das hohe Leistungsniveau der vielen Musik-, Theater und Gesangvereine, in denen auch die Jugendarbeit immer mehr Bedeutung gewinnt. Besonders wichtig ist ihm auch das Angebot von kleinen aber feinen Kulturveranstaltungen in seinem Heimatort Horbach im Buchfinkenland. So lud er jüngst mit dem örtlichen Westerwald-Verein zu einem Heinz-Erhardt-Abend ein oder mit dem Bürgerverein zu einem Konzert mit einer Folkgruppe aus Peru in der Horbacher Kapelle. Jetzt können sich im Rahmen der 1. Horbacher Gesundheitstage die Kleinen auf eine Kindertheateraufführung am 18.5. im Buchfinkenzentrum und die Kabarettfreunde auf einen „Gesundheitsabend“ am 17.7. im Saal „Zum grünen Baum“ freuen.

 

Besonders wichtig ist Schmidt als Kulturveranstalter die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, die er im Kreis jedoch noch für stark entwicklungsfähig hält. „Kultur ist ein wichtiger weicher Standortfaktor für die Wirtschaft der künftig weiter an Bedeutung gewinnt“, ist sich Schmidt sicher. Er verweist darauf, dass seine Meinung auch von einer Untersuchung der DIHK bestätigt wird. Für absolut notwendig hält er, das Kulturangebot im Kreis besser zu koordinieren. Dadurch soll vermieden werden, dass sich hochwertige Veranstaltungen für gleiche Zielgruppe an einem Wochenende häufen und dann eine wochenlange Flaute folgt.

 

Zweieinhalb Jahrzehnte Kulturarbeit und Einsatz für Verbesserungen sind allerdings nicht ganz ohne Enttäuschungen möglich gewesen. Enttäuscht war Schmidt besonders in den Anfangsjahren oft darüber, dass seine Aktivitäten aus parteipolitischer Motivation rund um die Kreisstadt mehr blockiert als unterstützt wurden. Trotzdem wurde schon Mitte der 90er Jahre der Plan entwickelt, den alten  Bahnhof in Montabaur nach Inbetriebnahme des neuen zu einem florierenden Kulturzentrum zu entwickeln. Mangels jeglicher kommunaler Unterstützung wurde jedoch dieser Plan trotz Finanzzusage des Landes fallen gelassen. Seine erste „eigene“ Veranstaltung wird Schmidt sicher auch nie vergessen: ein Konzert mit der bis dato noch wenig bekannten „Klaus Lage Band“ hatte gefloppt. Schmidt musste seinen Ferienlohn als Werkstudent bei der damaligen Keramchemie in Siershahn zum Großteil dafür aufwenden, die Gage zu bezahlen. Wenige Wochen später, hatte Lage seinen ersten großen Hit und füllte alle Hallen in Deutschland.

 

Besonders stolz ist  Schmidt auf die Aktiventruppe „seiner“  Kleinkunstbühne Mons Tabor: „Jede und jeder kann sich auf jeden und jede verlassen. Nur so ist ein professionelles Angebot mit rein ehrenamtlichen Kräften zu schultern“, so der Kulturmacher. Schließlich gehe es dabei um viel Geld, das trotzdem oft  kaum reiche, um in ländlicher Region hochwertige Kulturveranstaltungen anbieten zu können. Doch mit Hilfe vom Land Rheinland-Pfalz, Kreissparkasse und Naspa  sei es immer irgendwie weitergegangen. So soll es mit Hilfe von  Sponsoren auch 2010 möglich werden, eine hohe Summe für die teilweise Erneuerung der Licht- und Tonanlage aufzubringen.

 

Auch nach 250 „Events“ muss man sich trotz aller Erfahrung natürlich noch mit wiederkehrenden Widrigkeiten oder unvermutet auftretenden Schwierigkeiten herumschlagen: etwa wenn bei ausverkauften Veranstaltungen Eintrittskarten vorbestellt und dann nicht abgeholt werden. Oder wenn, wie beim „Festival of Folk & Fools“ 2007 am gleichen Wochenende allein im Umkreis von 20 km 9 Kleinkunstveranstaltungen unkoordiniert stattfinden und sich gegenseitig das begrenzte Publikum wegnehmen.

 

Erstmals bekamen Schmidt und seine „Kleinkünstler“ 2003 eine Ehrung für ihr ehrenamtliches Kulturschaffen: die Landes-SGK (Sozialdemokratische Gemeinschaft für Kommunalpolitik) zeichnete die Kleinkunstbühne im Schloss Engers in feierlichem Rahmen mit dem ersten Kulturpreis aus. Landesweit hatten sich über 50 Organisationen und Kommunen um den begehrten Preis beworben. Gelandet ist er im Westerwald! Dort ist dieser Kommunalkulturpreis gut aufgehoben, schließlich spart die Kleinkunstbühne der Kommune viel Geld, da die für ihre Angebote weder Personal- oder Sachkosten, noch  eine anfallende Unterdeckung bei Künstlergagen tragen muss.

 

Ein Wunsch bleibt: die 500. Veranstaltung irgendwann noch im Westerwald  organisieren zu dürfen – hoffentlich dann mit besserer finanzieller Absicherung durch Kommunen und mehr Sponsoren.