Schlüsselrolle der Kultur in Ökonomie der Zukunft

VERBUND VON WIRTSCHAFT UND KULTUR AUFBAUEN

WW. Der Westerwald hat für den globalen Wettbewerb der Zukunft gute Chancen, aber noch unentwickelte Instrumente. Ein solches ist die ökonomisch wirksame Entfaltung des gesamten Kultursektors! Als geeignete Basis hierfür kann ein strategisches Verbundkonzept von Kultur und Wirtschaft dienen. Darauf weist der Vorsitzende der Kleinkunstbühne Mons Tabor e.V., Uli Schmidt (Horbach), hin.

Ausgangspunkt der Überlegungen ist die erfreuliche Tatsache, dass die Nachfrage nach kulturellen Leistungen im Westerwald in den letzten Jahren kräftig gestiegen sei. Kultur befriedige jedoch nicht nur Bedürfnissee der unmittelbaren Konsumenten, sondern erzeuge darüber hinaus auch externe Effekte, beispielsweise im Hinblick auf den Tourismus. Ein reichhaltiges Kulturangebot „locke“ zudem auch besonders qualifizierte Fachkräfte, die besonders an Kultur interessiert seien, in unsere Region. „Ein besonderer ökonomischer Effekt“, so Schmidt, „ist jedoch die Kultur als eine wichtige Einflussgröße auf die Standortwahl von Unternehmen“. Als „weicher Standortfaktor“ sei das Freizeitangebot immer mehr ein Aktivposten in der sich verschärfenden Konkurrenz der Regionen.

Der Westerwald befindet sich nach Ansicht Schmidt´s in einem erfolgreichen kulturellen Aufholprozess gegenüber benachbarten Regionen. Zwar werde man großstädtisches Niveau wie in Frankfurt oder Köln nie erreichen können, aber Vergleiche mit Limburg oder Koblenz seien nicht vermessen. Diesen Prozess könne eine verstärkte Zusammenarbeit von Wirtschaft und Kultur – egal ob in freier oder kommunaler Trägerschaft, weiter beschleunigen.

Kultur wird auch künftig Geld kosten. Dieses Geld ist gut angelegt. Davon profitierten nicht nur die vielfältigen professionellen Gastspielangebote, sondern auch die vielen „Hobbykünstler“ in Gesang- und Musikvereinen sowie in den erfreulicherweise stark zunehmenden Theatergruppen und einigen Museen. Jedoch würden die öffentlichen Zuschussquellen nicht mehr so sprudeln wie in der Vergangenheit. Deshalb müssten zunächst vorhandene Effizienzreserven genutzt werden. Möglichkeiten der Einnahmeerhöhung setzten zunächst bei den Eintrittspreisen an. Der Spielraum sei aber hier nur begrenzt, da er sich an lokalen Bedingungen wie den Einkommensverhältnissen der „Wäller“ orientieren müsse.

Um qualitativ und quantitativ weiter zu wachsen, gebe es beispielsweise bei der Akquisition von Sponsoringmitteln durchaus noch Spielraum zur Intensivierung der Bemühungen. Die Kulturträger und – Einrichtungen müssten systematischer und professioneller den Kontakt zur Wirtschaft suchen. Das Ergebnis sei dann für beide Seiten positiv: die Wirtschaft nutze den Werbewert herausragender Kulturevents und bekomme die nötigen Fachkräfte vor Ort. Die Kultur könne ihr Angebot weiter verbessern und helfe damit sowohl den Unternehmen als auch der Kommune – und die Besucher, etwa von Veranstaltungen der Kleinkunstbühne Mons Tabor wie die „Westerwälder Kabarettnacht“, „Musik in alten Dorfkirchen“ oder dem „Festival of Folk & Fools“, freuen sich, da diese Angebote langfristig gesichert sind.

Schmidt, der auch wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion im Westerwaldkreis ist, ist sicher, dass die Kultur in der lokalen Ökonomie der Zukunft eine Schlüsselrolle einnehmen wird. Mögliche Wettbewerbsvorsprünge des Westerwaldes durch ein gutes Bildungs- und Fachkräfteangebot, eine günstige Verkehrslage mit ICE und Autobahn in der Mitte Deutschlands sowie ein vielseitiges Kulturangebot dürften deshalb nicht den bestehenden Einsparzwängen öffentlicher Kassen geopfert werden. „Kultur kommt auch 2003 und darüber hinaus ohne öffentliche Förderung nicht aus, aber auch nicht ohne die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft“, so Schmidt.