Kleinkunstbühne ringt um ihre Zukunft – das „Aus“ droht
WIEVIEL KULTUR BRAUCHEN WIR IM WESTERWALD UND WELCHE?
Montabaur/WW. Kunst und Kultur leben auch im Westerwald überwiegend vom Ehrenamt. Ohne dieses würde es Musik- und Gesangvereine, Theaterensembles und Vereine wie die Kleinkunstbühne Mons Tabor nicht geben. Letztere ist seit nunmehr fast 25 Jahren
eine der wenigen freien Initiativen im gesamten Westerwald, die rein ehrenamtlich Kulturveranstaltungen auf hohem Niveau organisiert. Dies soll nach dem Willen der Bühnenmacher auch so bleiben. Aber auch für den regen Verein mit Sitz in Montabaur wird es nicht einfacher, weitere kulturbegeisterte Leute zu finden, die mit einem Teil ihrer Freizeit das Kulturangebot in der Region mitgestalten wollen. Die sind aber dringend notwendig, wenn es mit der Kleinkunstbühne weitergehen soll! Andernfalls droht mittelfristig das „Aus“.
Kleinkunstbühne braucht dringend weitere Aktive
Dies würde auch das Ende von bekannten Projekten wie der derzeit laufenden und weit über den Westerwald hinaus bekannten Weltmusikreihe „Musik in alten Dorfkirchen“, dem Kleinkunstfestival „Folk & Fools“ oder der „Westerwälder Kabarettnacht“ bedeuten. Damit trägt die Kleinkunstbühne seit vielen Jahren dazu bei, dass das Westerwälder Kulturangebot für die heimische Wirtschaft ein vorzeigbarer „weicher Standortfaktor“ bleibt. „Ohne das Engagement der Kreissparkasse Westerwald und der NASPA sowie der Kevag wären solche Projekte freier Veranstalter nicht möglich“, so Carsten Frenzel (Westerburg), der Kassierer der Kleinkunstbühne. Der Verein hoffe zwar auf Unterstützung der Wirtschaft, aber Geld allein reiche nicht aus, wenn es zu wenige Leute gebe um die Arbeit ehrenamtlich zu erledigen.
„Ideen haben wir genug, Sponsoren werden sich bestimmt auch noch einige finden, mit deren Hilfe wir auch unsere mobile Ton- und Lichtanlage weiter verbessern können“, ist sich der Cheftechniker der Bühne, Torsten Schmitz (Ruppach-Goldhausen), sicher. Der Kulturverein sei jedoch dringend auf weitere Menschen angewiesen, die das anspruchsvolle Programm jährlich mit umsetzen wollen. Das ohne Bezahlung und oft sogar mangelnder Anerkennung durch die politisch Verantwortlichen.
Gebraucht werden Leute mit technischem, künstlerischem oder organisatorischem Geschick - oder solche die diese Fähigkeiten noch entwickeln wollen. Der Lohn besteht für die Aktiven allein darin, der Region tolle und dank Ehrenamt kostengünstige Veranstaltungen „schenken“ zu können. Und natürlich in der Zusammenarbeit mit anderen kulturinteressierten Gleichgesinnten. Weitere Infos unter www.kleinkunst-mons-tabor.de oder per Email unter uli@kleinkunst-mons-tabor.
Die Kleinkunstbühne Mons Tabor will aber nicht nur neue Leute gewinnen, sondern auch die nicht vorhandene Diskussion im Kreis über kulturpolitische Ziele voranbringen. Nach Ansicht der Kleinkunstbühne wird der durch die notwendige „Schuldenbremse“ des Landes ausgelöste Sparzwang auch an der Kultur nicht spurlos vorüber ziehen. „Dies darf im Westerwald nicht dazu führen, dass nur noch versucht wird den Massengeschmack zu bedienen und die Vielseitigkeit von Kunst und Kultur dabei auf der Strecke bleibt“, so der langjährige Vorsitzende der Kleinkunstbühne, Uli Schmidt (Horbach).
Kulturverein weist auf drohende Kulturkrise hin
Die Kleinkunstbühne weist auf eine zweifach drohende Kulturkrise hin: eine finanzielle und konzeptionelle. „Hierdurch ist das mühsam aufgebaute kulturelle Angebot und damit auch die relativ gute wirtschaftliche Entwicklung der Region gefährdet“, so die Einschätzung von Schmidt. Eine nur auf den Massengeschmack zielende Konzeptionslosigkeit der Kulturpolitik führe zu einer Beliebigkeit des heimischen Kulturbetriebes, dem das beispielsweise in Hachenburg vorhandene Provokante und Aufregende mehr und mehr abhanden komme, befürchtet der ehrenamtliche Kulturschaffende.
Der Analyse müssen in den kommenden Jahren nach dem Willen der Kleinkunstbühne aber geeignete Maßnahmen folgen. Hierbei sei zunächst davon auszugehen, dass sich die politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Bedingungen für Kulturpolitik in der Region grundlegend verändert haben. Um Möglichkeiten für eine kulturpolitische Weiterentwicklung in der Region zu eröffnen, bedürfe es daher einer neuen Zieldiskussion: Wie viel Kultur brauchen wir im Westerwald und welche?
Kommunale Vernetzung ist unverzichtbar
Unverzichtbar sei die bessere Vernetzung und engere Zusammenarbeit der kommunalen und freien Kulturanbieter. So dürften die Kommunen im gesamten Westerwald nicht aus Prestigegründen gegeneinander arbeiten, sondern müssten an einem kulturellen Strang ziehen. Diesem Ziel könne beispielsweise die Bildung von gemeinsamen „VG-Kulturbüros“ oder einer kreisweiten „Kulturveranstaltungsgesellschaft“ dienen. Diese müssten geleitet werden von Machern die für die Kultur auf die Barrikade gehen, anstatt von Kulturverwaltern ohne Risikobereitschaft und Ideen. Durch weiter verbesserte Werbemaßnahmen solle zudem versucht werden, mehr als bisher nur 25 % der Bevölkerung für das Kulturprogramm der Region zu begeistern.