Kleinkunstbühne stimmte sich im Keramikmuseum auf weitere 25 Jahre ein

IM LETZTEN JAHR WURDEN ERSTMALS ALLE EINTRITTSKARTEN VERKAUFT

Montabaur/Höhr-Grenzhausen. Im kommenden Jahr sind die ersten 25 Jahre des Wirkens der Kleinkunstbühne Mons Tabor e.V. vorbei. Eine Zeit, in der sich das Kulturangebot im Westerwald grundlegend gewandelt hat und deren Bedeutung als weicher Standortfaktor für die Wirtschaft erkannt wurde. Im Keramikmuseum in Höhr-Grenzhausen beschäftigten sich die ehrenamtlichen Kulturschaffenden jetzt damit, was ab 2013 in den dann folgenden zweiten 25 Jahren noch alles erreicht werden soll. Ideen dafür gibt es jedenfalls bei der munteren  Kulturinitiative reichlich.

 

Das Keramikmuseum war nicht zufällig als Tagungsort gewählt, wird doch auch in dieser bundesweit bekannten Kunst- und Kultureinrichtung ein wichtiger Beitrag zur Wirtschaftsförderung geleistet. Zumindest gilt dies für  diejenigen Unternehmen  mit einer Ausrichtung rund um den Westerwälder Ton. Eingangs führte Museumsleiterin Monika Gass die Gäste durch das Haus. Alle waren überrascht von der Vielfalt der ausgestellten zeitgenössischen und historischen Keramik. Besonderes Interesse fanden die attraktiven  museumspädagogischen Angebote.

Die Bibliothek des mit Landesmitteln vor wenigen Jahren erweiterten Museums war bei frisch gebackenem Kuchen und duftendem Kaffee ein passender Rahmen für ergiebige Diskussionen rund um die derzeitigen und künftigen Angebote der Kleinkunstbühne. Dabei könnte  die Ausgangsposition des freien und gemeinnützigen Vereins optimaler kaum sein: im vergangenen Jahr konnten erstmals in der Vereinsgeschichte alle Eintrittskarten bei allen Veranstaltungen restlos  verkauft werden! Das gilt für die weithin bekannten Formate „Musik in alten Dorfkirchen“, die „Westerwälder Kabarettnacht“ und das Westerwälder Kleinkunstfestival „Folk & Fools“. Diese sollen auch über die ersten 25 Jahre hinaus das weithin anerkannte Programm prägen.

Mit Unterstützung des Landes und des Kultursommers Rheinland-Pfalz sowie von Kreissparkasse, Nassauischer Sparkasse und zuletzt auch der Kevag,  ist dies ein Fundament, das landesweit bei kaum einer freien Kulturinitiative besser sein dürfte. Hinzu kommt über ein Dutzend durchweg engagierter und überwiegend in der Kulturarbeit erfahrener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – die natürlich alle ausschließlich ehrenamtlich tätig sind. Für die Kontinuität sorgen dabei Volker Kram und Fabian Schlotter (beide Montabaur), Torsten Schmitz (Ruppach-Goldhausen) und Uli Schmidt (Horbach), die alle Männer der ersten Stunde sind. Ja sie gehörten gemeinsam schon vor Gründung der Kleinkunstbühne 1988 zu den Organisatoren des jährlichen  „Landjugenfestes“, einem politisch-kulturellen Jugendfestival der frühen 80er Jahre im unteren Westerwald.

Nicht zu vergessen, dass im Laufe der Jahre auch ein Bestand hochwertiger Ton- und Lichttechnik angeschafft werden konnte. Dies ist für die mobile Bühne  auch lebenswichtig, da wie bisher auch in Zukunft möglichst viele Orte im Westerwald von dem hochwertigen Kleinkunstprogramm profitieren sollen. Ohne multifunktional einsetzbare Veranstaltungstechnik ist das aber kaum möglich.

Diskutiert wurde auch über den derzeit bundesweit entfachten Streit um  die richtige Kulturförderung. Ausgelöst durch die Polemik „Der Kulturinfarkt“ wird jetzt auch im Westerwald über die richtige Förderung von Kunst und Kultur gestritten. Einigkeit bestand darin, dass die Einrichtungen des Kreises, also neben dem Keramikmuseum das Landschaftsmuseum in Hachenburg und die Kreismusikschule, in ihrer Existenz dauerhaft gesichert werden müssen. Dagegen sei in den Städten und Verbandsgemeinden oft ein Kulturangebot zu finden, das beliebig und austauschbar und zudem häufig qualitativ eher entbehrlich scheint.   Hinzu komme, dass keine Praxiseröffnung und kein Betriebsjubiläum mehr ohne ein öffentlich präsentiertes Kulturevent abliefen. Jeder mache etwas, ohne das Kulturangebot der Region wirklich entscheidend zu bereichern. „Was uns fehlt sind mehr Leuchttürme, die auch eine touristische Ausstrahlung haben. Derzeit haben wir aber noch zu viele Taschenlampen, die oft zu wenige Leute interessieren“, so der Vorsitzende der Kleinkunstbühne, Uli Schmidt, der auch dem Westerwalder Kreistag angehört.

Auf große Jubiläumsfeierlichkeiten wollen die Mons Tabor - Kleinkünstler verzichten. Allerdings sollen alle Veranstaltungen 2013 mit dem eindeutigen Zusatz versehen werden „Das waren die ersten 25 Jahre“. Es darf aber trotzdem gefeiert werden: ein „Brückentag“ soll zu einer viertägigen Kulturreise mit Kind und Kegel für alle Aktiven genutzt werden. Davon, dass es nicht nur herausragende Kleinkunst in der Region zu erleben gibt, sondern auch viele interessante Theateraufführungen, konnten sich die Kleinkünstler am Abend bei einer Vorstellung des Amateurtheaters „Die Oase“ in der Kreisstadt überzeugen.